Ressourcen
Eine ebenso existenzielle Rolle für die Bekämpfung des Klimawandels und somit die Zukunft spielt der Ressourcenverbrauch. Unweigerlich muss der Umgang der Menschheit mit Ressourcen recht kurzfristig einen existenziellen Wandel erfahren - ähnlich wie es bei dem Energiesektor obligatorisch ist. Entscheidend für eine vielversprechende Zukunft ist die nachhaltige Nutzung unserer natürlichen Ressourcen. Doch wie kann sich dies im Hausbau widerspiegeln?
Nachhaltiger Ressourcenumgang
Doch wo könnten Ressourcen gespart werden? Wo könnten sie eventuell effizienter genutzt werden? Oder viel allgemeiner: Wie könnten wir unser Wohnen in Zukunft effizienter Gestalten:

Die Dämmung
Eine gute Dämmung gilt als Schlüssel zu einem behaglichen Zuhause und einer nachhaltigen Zukunft. Doch die Welt der Dämmmaterialien kann verwirrend wirken. Es gibt unzählige mögliche Optionen – jede einzelne mit Vor- und Nachteilen. Es fragt sich also, welche Dämmung als zukunftsfähig bezeichnet werden kann.
Anforderungen
So zeichnet sich ein gutes Dämmmaterial vor allem durch folgende acht Eigenschaften aus, von denen in der Regel nicht alle gleichermaßen erfüllt werden können und es somit besser geeignete und schlechter geeignete Materialien für spezifische Szenarien gibt. Zu diesen Eigenschaften zählen:
Ein geeignetes Dämmmaterial sollte eine hohe Dämmwirkung haben, um den Wärmeverlust im Winter und die Wärmeaufnahme im Sommer möglichst zu minimieren.
Um eine gute Akustik zu ermöglichen und unangenehmen Hall zu vermeiden, ist die Fähigkeit des Schallabsorbierens von existenzieller Bedeutung.
Möglichst lange Verwendung, ohne dass eine aufwendige Auswechslung vollzogen werden muss.
Im Sinne einer möglichst einfachen und günstigen Installation sollte die Verarbeitung des Materials möglichst leicht sein.
Um Schimmel- und Feuchtigkeitsschäden zu vermeiden, sollte ein geeignetes Material möglichst feuchtebeständig sein.
Ein gutes Dämmmaterial sollte brandbeständig sein, um die Sicherheit im Falle eines Feuer zu gewährleisten.
Eine möglichst hohe Recyclingfähigkeit kann die Umweltbelastung reduzieren und ressourcenschonend wirken.
Ein (zukunftsfähiges) Dämmmaterial sollte aus nachhaltigen und umweltfreundlichen Materialien hergestellt sein.

Problem der bisherigen Dämmstoffe
Dies sind die acht Eigenschaften, die ein Dämmmaterial zumindest überwiegend zu erfüllen hat, um überhaupt in dem Sinne Anwendung zu finden. So ist der letzte Aspekt der Nachhaltigkeit auch in der Baubranche derzeit mehr in den Fokus gerückt – das Dämmmaterial kann hierbei nicht außen vorgelassen werde. Doch während bisher üblicherweise Materialien wie Styropor oder Fiberglas verwendet werden, gibt es dabei auch Nachteile: z.B. die Umweltbelastung durch die Herstellung mithilfe von fossilen Rohstoffen und Entsorgung dieser Materialien sowie mögliche gesundheitliche Risiken durch die Freisetzung von Mikropartikeln. Eine neue Generation von Dämmmaterialien tritt nun in den Vordergrund: Nachhaltige, natürliche und recycelbare Optionen, die nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch die Gesundheit und den Wohnkomfort verbessern. Ein vielversprechender Kandidat für das Dämmmaterial der Zukunft und somit dem Haus der Zukunft sind Myzelien. Lassen Sie uns einen tieferen Blick auf eines dieser innovativen Materialien werfen.
Myzelien - Was ist das eigentlich?
Myzelien sind unverarbeitet zunächst nichts anderes als ein feines Geflecht fadenförmiger Zellen eines Pilzes, dass unter der Erdoberfläche wächst. Zur Verwendung als Dämmmaterial ist eine Aufbereitung und Verarbeitung unabdingbar. Diese findet zum aktuellen Zeitpunkt noch im Labor statt, dementsprechend teuer ist das Material aktuell noch. Die Herstellung ist zugegebenermaßen auch nicht sonderlich einfach, immerhin muss das Material in der „Ruhephase“ von zwei bis drei Wochen steril gehalten werden, da sich ansonsten Schimmelpilze innerhalb des Materials ansiedeln. In einem Interview mit den Forscherinnen Julia Krayer und Lina Vieres unterhielten wir uns genau über jene Herausforderungen. So viel sei jedoch schon gesagt, ihren Aussagen zufolge ist eine Massenproduktion außerhalb des Labors durchaus möglich – es braucht lediglich noch etwas Zeit. Mehr dazu können Sie dem Interview entnehmen. Doch wie genau funktioniert die Verarbeitung, die aktuell wohl noch eine der größten Herausforderung der Massentauglichkeit darstellt?
Hierfür werden jene „Pilzwurzeln“ mit einem Nährboden aus biologischem Abfall (bspw. Kaffeesatz) vermischt und anschließend für zwei bis drei Wochen ruhen gelassen, bis die Myzelien-Fäden das ganze Substrat durchziehen. Infolgedessen entsteht dann eine feste Struktur. Dieses nun zu diesem Zeitpunkt feste Material wird anschließend zerkleinert und so zerbröselt, wodurch es beliebig gepresst und verhärtet sowie im Ofen anschließend getrocknet werden kann. Das auf diese Weise entstehende Material besitzt bereits sehr gute Dämmwerte und stellt eine Alternative zu Styropor dar. Eine zusätzliche Pressung des Materials verstärkt den Härtegrad derart, so dass es mit Sperrholz und ähnlichem vergleichbar ist und somit auch für den Möbelbau Verwendung finden könnte. Nachdem die Grundlagen des Dämmmaterials verstanden sind, ist es an der Zeit, die Eigenschaften zu untersuchen und zu klären, ob Myzelien-Dämmmaterialien tatsächlich den Anspruch einer zukunftsfähigen Alternative zu erfüllen vermögen.
Anspruch der Nachhaltigkeit
Allgemeinhin gelten Myzelien als vielseitiges Material – die Entdeckung neuer Funktionen scheint gar kein Ende zu nehmen. Dadurch qualifiziert es sich zu einem möglichen Material der Zukunft – auch wenn es sich noch in der Entwicklung befindet und überdies durchaus noch als verbesserungswürdig angesehen werden kann. So ist der pflanzliche Organismus sowohl auf makro- als auch mikroskopischer Ebene in hohem Maße modulierbar und weist diverse chemische Veränderungsmöglichkeiten durch den Zusatz von Polymer- oder Faserzusätzen auf. Infolgedessen wird die Zukunftsfähigkeit des Materials durch die Möglichkeit der breitgefächerten Auswahl an frei einstellbaren Eigenschaften verstärkt. Dennoch stellt dies nicht die wichtigste Eigenschaft dar, sondern vielmehr die biologische Abbaufähigkeit von Myzelien und die zirkuläre Natur seines Herstellungsprozesses – der Aspekt der Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit darf in Anbetracht der Frage der Zukunftsfähigkeit als wohl wichtigster Faktor angesehen werden und stellt von den bis heute überwiegend verwendeten kommerziellen Dämmmaterialien die wohl größte Schwäche dar. Doch Styropor in Kombination mit Steinwolle sind die mit Abstand am häufigsten verwendeten Materialien – sie glänzen unter anderem durch ihre Wärmeleitfähigkeit. Doch wie ist ein Myzelien-Dämmstoff hinsichtlich dieses Aspektes aufgestellt? Das sagt die Wissenschaft:

Dämmwirkung
Myzel-Verbund können mit sog. Füllstoffen kombiniert und so auch optimiert werden. In diversen wissenschaftlichen Untersuchungen stach hierbei vor allem Weizenstroh als Füllstoff hervor. Die Leitfähigkeit liege hierbei einem Wert zwischen 0,04 W/mK bis 0,08 W/mK – ein Wert unter dem von Strohballen selbst (0,07 W/mK bis 0,08 W/mK) und auf einem Level mit diversen kommerziell heute vor allem benutzen Dämmmaterialien wie Schaf- oder Glaswolle sowie Kenaf. Ein Dämmmaterial aus Myzelien und Hanffaser wird ebenfalls als überaus effektiv angesehen – dies legen zumindest erste Versuche von Forschern der RMIT-University und des Institutes of Material Chemistry and Research nahe. So liege die Wärmeleitfähigkeit hier bei relativ konstanten 0,04 W/mK. Die hohe Leistungsfähigkeit von Myzelien wird besonders dann eindrücklich, wenn eine Kombination mit eigentlich eher schlechteren Dämmsubstraten wie Baumwollkarpfen-Substrat vollzogen wird – auch hier weist es noch eine Wärmeleitfähigkeit vergleichbar mit der von Gips, Sperrholz o.ä. auf.


Stellen Sie sich vor, Sie sind in einem Raum, in dem jedes Geräusch hallt und widerhallt. Jeder Schritt, jedes Wort, jedes Geräusch scheint unerträglich laut und unangenehm – genau hier wird die Wichtigkeit von Schallabsorption deutlich. Als wichtiger Bestandteil moderner Dämmmaterialien, bietet Schallabsorption eine Lösung für die akustischen Albträume und schafft stattdessen eine Oase der Ruhe. Doch um genau dies zu erreichen, ist die Fähigkeit des Schallabsorbierens von existenzieller Bedeutung für Dämmmaterialien – erst recht für das Myzelien-Dämmmaterial, dass den Anspruch der Zukunftsfähigkeit erhebt.
Zumindest in diesem Aspekt wird es dem Anspruch gerecht, so gelten Myzelien als hervorragende Schallabsorber mit besonders starker Absorptionsfähigkeit im niedrigen Frequenzbereich und übertreffen hier zumeist handelsübliche Deckenplatten aus Kork in der Dämpfung des Straßenlärms. Nicht umsonst wird Myzelien-Schaum zum Teil in andere Materialien implementiert, um deren Fähigkeit des Schallabsorbierens erheblich zu verbessern. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben gar, dass alle Myzelien-Verbundstoffe in der Lagen waren den Straßenlärm mit einem Dezibelwert von 45,5-60dB stärker abzudämpfen als herkömmliche Absorber wie handelsübliche Deckplatten (61dB), Schaumstoffplatten (64dB) oder Sperrholz (65dB). Diese Amplitude des Schallabsorptionsgrades bei den Myzelien-Verbundstoffen ist auf die eingefüllten Substrate zurückzuführen – wie bereits zu Beginn angemerkt, besitzen Myzelien-Dämmmaterialien eine hohe Modularität. Eine Füllung mit Reisstroh hat eine Dämpfung des Straßenlärms auf 52dB zur Folge, mit Hanfmark 53dB, Flachsschäben 53,5dB, Sorghum-Faser 54dB und Rutenhirse 55dB. Sollte jedoch eine stärkere Dämpfung von Nöten sein, so ist dies durch eine Kombination von verschiedenen Substraten realisierbar. Eine Füllung mit dem Substrat Reisstroh-Sorghum-Faser sticht hierbei besonders hervor und weist das geringste Extrem mit 45,5dB heraus. Damit bietet Myzelien-Dämmmaterialien einen Grad der Schallabsorption, der nicht nur mit den herkömmlichen konkurrieren kann, sondern sogar dazu in der Lage ist, diese in den Schatten zu stellen. Doch wie bereits vorher geklärt macht nicht nur die Wärmeleitfähigkeit und Schallabsorption ein Dämmmaterial zu einem starken Spieler auf dem Markt. Es gibt noch weitere Eigenschaften, die von großer Bedeutung hierfür sind, so auch die Brandbeständigkeit.
Schallabsorbation
Langlebigkeit
Die Langlebigkeit von Myzelien-Dämmstoffen hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel von der Art des Myzelienmaterials und der Qualität der Herstellung. Im Allgemeinen können Myzelien-Dämmstoffe eine lange Lebensdauer haben, da sie eine hohe Festigkeit und Stabilität aufweisen und im Vergleich zu anderen Dämmstoffen weniger anfällig für Feuchtigkeit und Schimmelbildung sind. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die genaue Langlebigkeit von Myzelien-Dämmstoffen auch von der richtigen Installation und Wartung abhängt. Genaue Zahlen, die zu einer besseren Vergleichbarkeit führen würden, können zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht valide bestätigt werden, da hierfür Realexperimente an Pilotprojekten durchgeführt werden müssten. Jedoch gibt es auch keine Gründe von einer kürzeren Lebensdauer auszugehen.

Verarbeitung
Die Verarbeitung des Materials stellt wohl die aufwendigste Hürde bis zur Installation dar. So ist vor allem in der ersten Herstellungsphase Vorsicht geboten, denn solange die Myzelien den biologischen Abfall noch nicht vollständig durchzogen haben, ist dieser besonders anfällig für einen Schimmelbefall. Vor allem deshalb findet der aktuelle Herstellungsprozess zumeist im Labor statt, was den finalen Preis für das Endprodukt dementsprechend exorbitant erhöht. Forscherinnen wie Frau Krayer und Frau Vieres geben jedoch Entwarnung: Die Herstellung wäre dennoch im großen Stil auch außerhalb des Labors möglich und das zu deutlich günstigeren Preisen. Zwar müssten auch diese Herstellungshallen präpariert und äußerst steril gehalten werden, der Preis für die Herstellung würde durch eine Massenproduktion jedoch ebenfalls stark sinken. Ob Myzelien-Dämmstoffe damit aber jemals als wirklich kostengünstiges Material gelten, ist ungewiss. Vermutlich werden sich diese eher im mittleren Preisspektrum ansiedeln.

Feuchtigkeitsbeständigkeit
Ein Material, das Feuchtigkeit effektiv aufnimmt und regulieren kann, trägt zur Vermeidung von Schäden und zur Förderung eines gesunden Wohnklimas bei. Doch wie schneiden die Myzelien-Verbundwerkstoffe im Vergleich ab? Werfen wir hierfür einen Blick auf die wissenschaftliche Forschung. Myzelien-Dämmmaterialien weisen eine äußerst hohe Absorptionsfähigkeit auf, sodass Wasserkontakt von 48-192h zu einer Gewichtszunahme von bis zu 580% führt. Hierbei ist die Gewichtszunahme vor allem in den ersten drei Stunden besonders rasant mit einem Wert von 220% für Baumwollklettenfasern aber auch für Verbundstoffe auf Rapsstrohbasis. Dies ist wohl als das mit größte Problem anzusehen, was der breiteren Einführung auf dem kommerziellen Markt im Wege steht. Da jedoch Wärme- und Schalldämmung vorwiegend in trockenen Innenräumen stattfinden, dürfte dieses Problem nicht als äußerst gravierend einzustufen sein. Als positiv ist außerdem zu bewerten, dass zunehmend mehr Methoden entdeckt werden, die das Begrenzen der Wasseraufnahme ermöglichen. So führte bspw. der Zusatz von Buchsägespäne zu einer geringeren Wasseraufnahme: 23% Gewichtszunahme in den ersten drei Stunden und lediglich 43% in 192 Stunden. Vermutlich ist dies auf den geringen Hohlraumgehalten und die höhere Materialdichte zurückzuführen, die in Verbundwerkstoffen aus feinteiligen Substraten vorhanden sind. Buchsägen fördert zudem auch die Brandbeständigkeit und hat einen (hydrophoben) Ligninanteil von 26 Gewichtsprozent sowie 48 Gewichtprozent Zellulose, was die geringe Wasseraufnahme erklärt. So ist für die Wasseraufnahme auch die Herstellungsart der Myzelien-Verbundstoffe von existenzieller Bedeutung. Heiß- oder kaltgepresste Verbundwerkstoffe (geringeres Hohlraumvolumen, wodurch die Kapillarwirkung behindert wird) weisen eine geringere Wasseraufnahme auf als ihre luftgetrockneten Gegenstücke (250% zu 580% Gewichtszunahme).
Brandbeständigkeit
Wenn ein Brand ausbricht, kann jede Sekunde zählen und ein sicheres und beständiges Dämmmaterial kann dabei eine wichtige Rolle spielen, um Menschen und Eigentum zu schützen. Myzelien selbst besitzen keine signifikanten feuerhemmenden Eigenschaften. Myzel-Verbundstoffe – also Myzelien, die mit Substraten oder anderen Füllstoffen kombiniert sind, die reich an natürlichen Phenolpolymeren wie Lignin oder Siliziumoxid enthalten, können wichtige Eigenschaften ergänzen und den Myzel-Verbundstoff so auch brandbeständig machen. Dies ist nicht sonderlich überraschend, immerhin machen die Substrate einen großen Teil des Materials aus und übertragen so ihre Eigenschaften auf den gesamten Verbundstoff. So haben bspw. Reishülsen, die als industrieller Abfall gelten und dementsprechend kostengünstig leicht erhältlich sind, 15-20 Gewichtsprozent Siliziumoxid und 25-30 Gewichtsprozent Lignin enthalten – ein ausgesprochen hoher Wert. Myzelien-Verbundstoffe mit diesem Substrat wiesen eine deutlich geringere durchschnittliche Spitzenwärmefreisetzungsrate sowie eine geschätzt längere Zeit bis zum Überschlag auf, als die synthetischen Dämmstoffe. Dieser Überschlag, auch Flashover genannt, bezeichnet die nahezu gleichzeitige Entzündung aller freiliegenden Materialien in einem geschlossenen Bereich und ist ein regelmäßiges aber äußerst gefährliches Ereignis bei Bränden in Gebäuden. Allgemeinhin gelten Brände, bei denen dieser Flashover geschieht als bis zu zehnmal gefährlicher als jene Brände, bei denen dies nicht geschieht. Die heute zumeist genutzten Kunststoffdämmmaterialien tragen nicht selten zu einer schnelleren Flammenausbreitung bei und setzen selbst wiederum große Mengen an Rauch und giftigen Gasen frei. Die Mehrheit der Todesfälle bei einem Brand sind auch auf jene Gase und nicht auf direkte Brandverletzungen oder ähnliches zurückzuführen. Myzelien-Verbundstoffe, die Reishülsen oder synthetisches Siliziumoxid enthalten, könnten diesen Umstand verändern, da jenes Dämmmaterial bei der Verbrennung im Vergleich zu Kohlenwasserstoffisolatoren deutlich weniger Kohlenstoffdioxid und Rauch freisetzen.
Recycling und Umwelt
Doch – dies ist schließlich der existenzielle Konfliktpunkt der bisherigen Dämmmaterialien des Marktes – wie nachhaltig sind Myzelien-Verbundwerkstoffe? Bekannterweise sind die zwei wichtigsten Faktoren für eine Kreislaufwirtschaft erneuerbare Rohstoffe und die biologische Abbaubarkeit. Im Gegensatz zu den nicht erneuerbaren Polymeren der meisten herkömmlichen Dämmmaterialien werden Myzelien-Dämmstoffe innerhalb weniger Monate abgebaut, wenn sie kompostiert werden. Alternativ könnten Myzelien aber auch als Futtermittel für Tiere oder zur Energieerzeugung verwendet werden, was sich wiederum positiv auf die Ökobilanz auswirken würde. So entstehen bei Myzelien-Dämmstoffen ca. 56% der CO2 – Emissionen bei dem Trocknungsprozess. Vergleichende Analysen haben gezeigt, dass traditionelle Dämmmaterialien in etwa dreimal so viel CO2 (6,98 CO2/kg) emittieren wie vergleichbare Myzelien-Dämmstoffe (2,2 CO2/kg). Dennoch ist hier zu beachten, dass die Ökobilanz auf Metaebene auch durch die Pilzart beeinflusst werden könnte. Zwar wurden bisher nur wenige Pilze der Gattung Basidiomycetes untersucht, jedoch wurde eine große Bandbreite an „Atmungsraten“ beobachtet, die sich je nach Stärke auf die Ökobilanz auswirken. Zwar sind diese Werte als relativ gering zu bewerten, jedoch muss hierbei an die Auswirkungen im Falle einer Massenproduktion gedacht werden.
Doch lassen Sie uns ein Resümee ziehen. Wie können Myzelien – Dämmstoffe mit den aktuell auf dem Markt vorhandenen konkurrieren? Sie sind – wie aufgezeigt worden ist – durchaus als nachhaltige Alternative zu den bisherigen größtenteils verwendeten Dämmmaterialien anzusehen, sind konkurrenz- und wettbewerbsfähig im Hinblick auf ihre Wärme-, Schall- und Brandsicherheit, auch wenn noch Fortschritte hinsichtlich der Wasseraufnahme und Dichte notwendig sind. Zusätzlich sind die Verbundstoffe oftmals kostengünstige, leicht erhältliche Abfallprodukte wie Weizenschalen, wodurch eine klare Wertschöpfungskette entsteht. Hinzukommend sind Myzelien-Dämmstoffe biologisch abbaubar, weisen geringere CO2 – Emissionen auf.
Folglich stellen Myzelien-Dämmstoffe durchaus eine Möglichkeit dar, die aktuell lineare Wirtschaft im Zusammenhang mit Dämmstoffen zu verändern und den Weg zu einer nachhaltigen und grüneren Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen.

Heizungssysteme
Das Ersetzen überholter Heizungen durch moderne Heizungssysteme ist elementar für die nachhaltige Modernisierung unseres Hauses. Hierbei gilt es, alte und ineffiziente Heizkörper, die durch ihren hohen Energieverbrauch den CO2- Fußabdruck vergrößern und hohe Energiekosten verursachen, durch klimafreundliche(re) Alternativen auszutauschen. Hierbei gibt es viele verschiedene Ansätze und Alternativen, die sich sowohl in Preis, wie auch in Technik und Anwendung (-sgebiet) unterscheiden. Im Folgenden werde ich mich darauf konzentrieren zwei unterschiedliche Systeme vorzustellen, mit Blick auf Vor- und Nachteile und (logischerweise) auf Nachhaltigkeit.
Wärmepumpen & Pelletheizungen
Die Wärmepumpe in Heizungssystemen arbeitet mit erneuerbaren Energien. Der Einbau dieser zukunftsfähigen Heizung ist im Neubau inzwischen Standard und auch für sehr viele Bestandsgebäude eine zukunftsfähige Alternative. Allgemein gibt es drei verschieden Arten der Wärmepumpen:
1. Grundwasser-Wärmepumpen
2. Erdwärmepumpen
3. Luftwärmepumpen
Zunächst ist festzustellen, dass Pelletheizungen deutlich umweltfreundlicher sind, als die konventionellen Standards. Zusätzlich verursachen diese, wie zuvor erwähnt, nur geringe Betriebskosten, die aber durch die hohen Anschaffungskosten eines solchen Systems ausgeglichen werden. Wirtschaftlich werden diese erst durch Zuschüsse und Förderungen zur Reduzierung dieser. Damit ein solches Heizungssystem in Betracht kommen kann, muss der Betreiber über zusätzlichen Lagerraum für die Holzpellets verfügen. Dennoch stellen Pelletheizungen durch ihre gute Kompatibilität mit anderen Heizsystemen eine zukunftsfähige Alternative dar.
Pelletheizungen bieten eine nachhaltige Alternative zu klassischen Öl- und Gasheizungen. Hierbei ersetzen nachwachsende Energieträger wie Holz die Fossilen und locken dabei mit niedrigen Betriebskosten, wie auch einer gewissen Versorgungssicherheit. Doch auch diese Systeme sind nicht immer geeignet und verlangen einer Abwägung der Vor- und Nachteile.
Luftwärmepumpen sind für ein bereits bestehendes Haus in der Großstadt die wohl beste Wahl, da der Zugang zu Grundwasser, wie auch die Möglichkeit ein tiefes Loch in den Boden zu bohren dort rar sind. Zusätzlich sind diese ebenfalls in der Lage aus kalter Winterluft Energie zu ziehen, wenn auch nicht so effizient wie vergleichbare Systeme aus dem Grundwasser oder der Erdwärme, da diese, auch im Winter, noch höhere Temperaturen aufweisen. Im Falle eines sehr kalten Winters müssten die über Luftwärme betriebenen Wärmepumpen eine größere Menge an Luft anführen, was sich durch entsprechende Lautwärme bemerkbar macht. Eine Lösung für dieses Problem könnten Hybridsysteme darstellen, die bei zu niedrigen Temperaturen auf andere (herkömmliche) Wärmequellen zurückgreifen können. Dabei ist die fachgerechte Planung und Regulierung sehr wichtig.
Die Luftwärmepumpe stellt also eine durchaus nachhaltigere (wenn auch nicht 100%) Alternative zu konventionellen Heizsystemen dar, die bereits etabliert und somit auch in naher Zukunft umsetzbar ist.
Lüftungssystem
Lüftungssysteme sind ebenfalls existentiell für eine nachhaltige Modernisierung der Berliner Altbauten. Diese können dazu beitragen, den Energieverbrauch zu mindern und das Raumklima zu verbessern. Zusätzlich könnten speziell ausgelegte Systeme mithilfe der vorher angeführten Luftwärmepumpe einen Großteil der Energie zurückgewinnen, die sonst lediglich beim Stoßlüften an die kalte Außenluft abgegeben werden würde.
Auch natürliche Lüftungssysteme, wie bspw. Stoß- oder Querlüften haben ihre Vorteile. Sie verbrauchen weder zusätzliche Energie, noch bringen sie irgendwelche Anschaffungs-, Betriebs- oder Instandhaltungskosten mit sich. Dafür ist es hierbei umso wichtiger auf gezielte Lüftungsintervalle zu achten, da sonst unnötig Energie verschwendet wird.
Allgemein können eingebaute Lüftungssysteme die Raumluftqualität verbessern, was sich ebenfalls positiv auf die Gesundheit der Bewohner auswirkt. Dennoch ist auch hier Vorsicht geboten. Viele dieser Anlagen enthalten giftstoffhaltige Materialien, die sich schlecht auf die Luftqualität auswirken.

Regenwassernutzung
Die nachhaltige Nutzung von Regenwasser ist ebenfalls ein wichtiger Schritt in Richtung einer grünen Stadt, der häufig vergessen bzw. unterschätzt wird. Dieser kann jedoch zu einer Reduzierung der Trinkwassernutzung (und -verschwendung) beitragen, ohne dabei zusätzliche Ressourcen in Anspruch zu nehmen. Hierbei gibt es verschiedene Maßnahmen zum Auffangen bzw. Speichern des Regenwassers und Ideen zur anschließenden Nutzung.
Regenwasserrinnen sind bereits auf vielen Straßen und Plätzen Berlins zu finden, dienen aber aktuell mehr dem Schutz vor Überschwemmungen durch Versieglung des Bodens. Dieses Regenwasser könnte man ebenso gut abfangen und sammeln, damit es später, bei Trockenzeiten, zur Bewässerung von Grünflächen oder für die Toilettenspülung in öffentlichen Gebäuden genutzt wird, die keineswegs mit Trinkwasser funktionieren müssen.
Eine zweite, eher lokale Möglichkeit stellen Gründächer dar. Aufgrund der vorgegebenen Bedingungen, der bereits vorhandenen Häuser, ist diese Möglichkeit hauptsächlich nur bei Neubauten interessant. Gründächer sind mit einer dünnen Schicht flächendeckender Bodenpflanzen bewachsen, die das Regenwasser aufnehmen können, damit es später verdunsten kann. Zusätzlich verbessern sie die Luftqualität, verringern die Stadthitze, verlängern die Lebensdauer von Dächern und bieten Lebensraum für Flora und Fauna. Jedoch müssen diese oft gewartet werden und sind mit extra Aufwand verbunden. Dennoch halten wir diese für eine gute Möglichkeit das Stadtklima zu verbessern.
Allgemein kann jede Privatperson durch aufstellen von Regenwassertanks zur Speicherung und besseren Nutzung beitragen. Tanks, die in öffentlichen Gebäuden installiert werden sind jedoch deutlich effizienter und gewinnbringender. Durch eine solche Maßnahme könnten auch zukünftig mehr private Haushalte motiviert werden, in punkto Regenwassernutzung nachzuziehen.
Solarpanele
Solarpaneele auf Dächern haben sowohl Vor- als auch Nachteile. Einer der größten Vorteile ist die Möglichkeit, saubere und erneuerbare Energie zu produzieren, was dazu beitragen kann, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Solarpaneele können auch dazu beitragen, die Stromrechnung zu senken und langfristig Kosten zu sparen.
Ein weiterer Vorteil von Solaranlagen ist, dass sie relativ wartungsarm sind und eine lange Lebensdauer haben. Zudem gibt es in vielen Ländern finanzielle Anreize, wie z.B. Förderprogramme oder Steuervergünstigungen, die den Kauf und die Installation von Solaranlagen attraktiver machen.
Ein Nachteil von Solaranlagen auf Dächern ist jedoch, dass sie eine hohe anfängliche Investition erfordern und es einige Zeit dauern kann, bis sich diese Investition durch eingesparte Stromrechnungen amortisiert hat. Zudem hängt die Effizienz von Solaranlagen von der Verfügbarkeit von Sonnenlicht und den Wetterbedingungen ab, was dazu führen kann, dass sie nicht immer genug Energie produzieren können.
Ein weiterer Nachteil von Solaranlagen auf Dächern ist, dass sie möglicherweise nicht für alle Gebäude geeignet sind, insbesondere für ältere Gebäude oder Gebäude mit unzureichender Tragfähigkeit oder schwierigen Dachkonfigurationen. Darüber hinaus können Solaranlagen auf Dächern das Erscheinungsbild von Gebäuden beeinträchtigen und den Wiederverkaufswert beeinflussen.

Quellen
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Vandelook, Simon / Elsacker, Elise / Van Wylick, Aurélie / De Laet, Lars & Peeters, Eveline, “Current state and future prospects of pure mycelium materials”, unter: https://fungalbiolbiotech.biomedcentral.com/articles/10.1186/s40694-021-00128, 20.12.21, (Zugriff: 16.02.23).
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Jones, Mitchell / Mautner, Andreas / Luenco, Stefano / Bismarck, Alexander & John, Sabu, “Engineered mycelium composite construction materials from fungal biorefineries: A critical review”, unter: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0264127519308354, 02.12.19, (Zugrff: 12.02.23).
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Robertson, Owen / Hogdal, Frederik / Mckay, Lukas & Lenau, Torben, “Fungal future: A review of mycelium biocomposite as an ecological alternative insulation material”, unter: https://www.designsociety.org/publication/42518/Fungal+Future%3A+A+review+of+mycelium+biocomposites+as+an+ecological+alternative+insulation+material, 14.08.20, (Zugriff: 10.02.23).